Pädagogik Primarschule
Unterricht als ganzheitliche Erziehung
Die Kinder einer Montessori Schule werden nicht nur im Kinderhaus, sondern auch in der Primarstufe in altersgemischten Gruppen unterrichtet und arbeiten in ihrem eigenen Tempo. Die Primarstufe ist in die Unterstufe (6 – 9 Jahre) und in die Mittelstufe (9 – 12 Jahre) unterteilt.
Die grossen Ziele in der Primarschulkinder sind, sich die Grundlagen in allen Wissenschaften zu erarbeiten, wesentliche Zusammenhänge des Universums zu begreifen und ihren Platz in der Welt zu finden, mit anderen zusammenzuarbeiten und Erkenntnisse zu teilen.
In diesem Alter spüren die Kinder das grosse Bedürfnis die Welt kennenzulernen. Mit ihrer nun blühenden Vorstellungskraft sind sie in der Lage, sich die tollsten Geschichten auszudenken, sowie fähig, mit ihrem Geist anhand von Erzählungen und Bildern in ferne Gegenden oder längst vergangene Zeiten zu „reisen“. Sie entwickeln ein wachsendes Verständnis für komplexe Zusammenhänge und abstrakte Konzepte, was ihnen neue Entdeckungen u.a. im Feld der Mathematik, der Geometrie und den Sprachen eröffnet. Im Alter von 6 – 12 Jahren bildet sich das Zeitgefühl heraus. Es ermöglicht den Kindern, Arbeiten über den Zeitraum eines Tages, einer Woche oder gar zwei Wochen zu planen und diese Planung in die Tat umzusetzen. Dieses selbständige Arbeiten und das Übernehmen von Verantwortung für die eigenen Lernfortschritte führen dazu, dass die Kinder Schwierigkeiten als Herausforderungen sehen lernen und sie allein oder in der Gruppe lösungsorientiert angehen.
Unterstufe
In der Unterstufe wird grosser Wert auf die Entwicklung der Schreib-, Lese- und Rechenfähigkeiten der Kinder gelegt. Mit diesen Werkzeugen erforschen Sie selbständig ihre Interessensgebiete und vertiefen gleichzeitig die erworbenen Fähigkeiten.
Die grossen Erzählungen von Mario Montessori eröffnen den Kindern Einblicke in die Entstehung der Welt, in das Leben der ersten Menschen und in die kulturellen Errungenschaften der Menschheit. Diese bilden den Ausgangspunkt für Aufträge und Projekte zu verschiedenen Naturwissenschaften wie z. B. Biologie, Geografie, Chemie, Physik sowie Geisteswissenschaften wie z. B. Sprache, Schrift, Geschichte. Unterstützt von den nach wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelten Montessori-Materialien, hochwertigen Büchern, ausgewählter Software und kindgerechten Webseiten werden die Kinder selbst tätig, forschen, experimentieren und halten ihre Erkenntnisse anschliessend schriftlich sowie bildlich fest. Die Kinder teilen ihr Wissen zum Beispiel in Form eines Vortrages mit anderen Kindern.
Mittelstufe
In der Mittelstufe vertiefen und erweitern die Kinder ihre Kenntnisse in allen Fachgebieten und stossen immer weiter in komplexere Zusammenhänge und abstraktere Sachverhalte vor.
Mit den in der Unterstufe erworbenen Fertigkeiten erarbeiten sie sich oft allein oder in Gruppen ganze Themeninhalte, die sie der Klasse anschliessend mit Postern, Vorträgen, PowerPoint-Präsentationen oder Rollenspielen vorstellen und erklären. Die Kinder merken je länger je mehr, dass die verschiedenen Wissenschaften ineinander übergreifen – sie verknüpfen zum Beispiel Mathematik mit Geschichte, wenn sie die ägyptischen oder römischen Zahlen kennenlernen und damit rechnen; sie verbinden Biologie mit Physik, wenn sie untersuchen, wie die Atmung des Menschen funktioniert. Dieses Lernen in Zusammenhängen unter Einbezug aller Wissenschaften und allen Aspekten unseres Kosmos nannte Maria Montessori „Kosmische Erziehung“. Die kosmische Erziehung deckt alle Lernziele des offiziellen Lehrplans des Kantons Zürich ab und geht in vielen Bereichen darüber hinaus.
Soziale Entwicklung
Die Kinder entdecken jedoch nicht nur die physische Welt, sie zeigen auch ein grosses Interesse am Zusammenleben mit ihren Mitmenschen und am Miteinander, vor allem mit Gleichaltrigen.
Sie beginnen sich zu überlegen, ob etwas gut oder böse, gerecht oder ungerecht ist. Sie suchen für sich, in der Schule, unter Freunden und in der Familie nach Antworten und bauen so ihr eigenes Gewissen und ihre ethischen Grundsätze auf, die sie zuerst in der Klasse und zu Hause und später im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Themen wie z. B. Umweltschutz, Tierhaltung und Klimaschutz vertreten. Der respektvolle Umgang der Kinder untereinander und die offene Haltung der Lehrpersonen gegenüber den Kindern einerseits und die offenen Unterrichtsformen, in denen Einzelarbeit, Partnerarbeit und Gruppenarbeit gleichsam gefördert werden andererseits, lassen die Kinder zu eigenständigen, sehr sozial denkenden und handelnden Persönlichkeiten heranwachsen.
Selbstkompetenz
Die Arbeitsweise im Montessori Klassenzimmer fördert das Kind in zielstrebig zu arbeiten, Entscheidungen zu treffen und Schwerpunkte zu setzen, dabei den Überblick zu behalten, die zur Verfügung stehende Zeit einzuteilen, flexibel auf Unvorhergesehenes zu reagieren und die Fähigkeit einen Schlusspunkt zu setzen. Dabei entwickeln sie eine gesunde und realistische Selbsteinschätzung.
Konferenzen
Um die Kinder optimal zu begleiten und zu unterstützen, treffen sich Lehrperson und Kind in regelmässigen Abständen.
Abgeschlossene Arbeiten werden präsentiert, Lernfortschritte gewürdigt und festgehalten; neue Lernziele werden vereinbart und weiterführende Arbeiten und Projekte geplant. Zudem werden die Selbstkompetenzen in den Konferenzen erarbeitet und reflektiert. Je älter und erfahrener ein Kind wird, desto offensichtlicher zeigen sich die Selbstkompetenzen in der selbständigen Planung und Bewältigung längerer Arbeitsphasen.
Weiterführende Schulen
Die Kinder der Mittelstufe werden im Unterricht sorgfältig auf den Übertritt an weiterführende Schulen vorbereitet und angehende Gymnasiasten arbeiten gezielt auf die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium hin.